Ökologisch Bauen – Eine ganzheitliche Betrachtung

01.03.2021 – 11% der globalen C02 Emission entstehen bei der Baustoffherstellung. Über Jahrzehnte wurde sich damit beschäftigt, wieviel Energie nach Einzug in das neue Haus verbraucht wird und daraus das Fazit gezogen: „Dieses Haus ist Energieeffizienz und damit nachhaltig!“


Außer Acht gelassen wurde aber der gesamte Energieverbrauch und der damit zusammenhängende CO2 Ausstoß für das Erbauen des Gebäudes, die sogenannte „Graue Energie“. Das ist heute anders – Die Forschung betrachtet ein Gebäude ganzheitlicher und analysiert den gesamten Lebenszyklus. Dabei ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass bei einem KFW 55 Haus in klassischer Steinbauweise bereits 50% der Energie und 80% der Co2 Emissionen angefallen sind, bevor die Bauherren Ihr Haus überhaupt bewohnen. Nun stellt sich die Frage, wie kann man das besser machen.

Ein Haus wächst in 35 Sekunden

Das Schöne an unserem Wald ist die gute Luft und die kommt nicht von ungefähr, da Bäume tagsüber bei der Photosynthese Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff umwandeln. Der Baum in seiner Natur absorbiert CO2 aus der Atmosphäre und davon haben wir schließlich zu viel, also warum sollte man auf die Idee kommen ihn zu Fällen um ihn als Baustoff zu verwenden? Und selbst wenn, haben wir überhaupt genug Bäume?

Quelle: https://www.co2-bank.de/files/broschuere-bauen-mit-holz-klimaschutz1.pdf

Ein Drittel der Fläche Deutschlands ist mit Wald bedeckt. Das Verhältnis von Laub- und Nadelhölzern ist mit 41 zu 59 Prozent relativ ausgeglichen. Jedes Jahr wachsen in Deutschland 120 Millionen Kubikmeter Holz, von denen aber nur 70 Millionen genutzt werden. Das Prinzip der Nachhaltigkeit, der Begriff hat seinen Ursprung aus der Forstwirtschaft, sorgt dafür, dass nie mehr Holz eingeschlagen wird als nachwächst. Dieser Grundsatz gilt schon seit mehr als 200 Jahren. Er schützt den deutschen Wald und ermöglicht gleichzeitig seine Nutzung.

Neben der ausreichenden Verfügbarkeit und den kurzen Transportwegen, da der Baum bei uns vor der Tür wächst, ist der Baum selbst nach dem Fällen noch ein natürlicher Klimaschützer. Dafür gilt es die aktuelle Problematik mit dem CO2 besser zu verstehen.

Kohlenstoff(dioxid) stört nur in der Atmosphäre

Kohlenstoff kann in Form von Materie, wie z.B. Öl gebunden sein oder eben als Kohlenstoffdioxid z.B. bei der Verbrennung freigesetzt werden. Das aktuelle Problem ist, dass wir in relativ kurzer Zeit viel gebundenes CO2 freigesetzt haben. Da die Entstehung von Öl Million von Jahren in Anspruch nimmt, ist dieser Vorgang in unserem Zeithorizont Unumkehrbar. Hier gewinnt der gefällte Baum an Relevanz, da eine Fichte nur 80 Jahre benötigt, bis Sie gefällt werden kann. Diese Fichte, die nun zu Bauholz verarbeitet wird besteht zu 50% aus Kohlenstoff. Ein Gramm gebundener Kohlenstoff entspricht 3,67 Gramm freigesetztes Kohlenstoffdioxid. Damit bindet ein Kubikmeter Holz ca. 1 Tonne CO2. Wenn dieser Baum nun nicht stirbt, verrottet und sein CO2 wieder freigibt, sondern verbaut wird, haben wir nicht nur ein Holzhaus, sondern auch einen CO2 Speicher gebaut.

Quelle: https://www.waermeausholz.at/info/faq/was-bedeutet-co2-neutral/

Die CO2 Bilanz verbessern – Holzrahmenbau

Neben dem Holz, kommen beim Bauen auch weitere auf Holz basierende Materialien zum Einsatz. Holz ist vielseitig einsetzbar und wird zum Beispiel in Form von recyceltem Papier, besser bekannt als Zellulose, zum Dämmen in der Wand verwendet oder als Platte um die aussteifende Konstruktion zu gewährleisten. Es gibt verschiedene Bauweisen mit Holz und alle haben Ihre Daseinsberechtigung. Die effizienteste Bauweise ist der Holzrahmenbau, dazu nochmal ein letzter Ausflug in die Zahlenwelt die unsere anfängliche Frage beantwortet.

Durch Holzrahmenbauweise lassen sich die grauen Emissionen um 45 Prozent vermindern, berücksichtigt man auch noch die Speicherung des gebundenen CO2 sind es sogar 80 Prozent.
Mit Blick auf den ganzen Lebenszyklus des Gebäudes stecken also 60% der CO2 Emission nur in der Baustoffauswahl bzw. Wahl der Bauweise.

Dies hat die Regierung auch erkannt, so dass es bereits erste Förderprogramme in NRW und Hamburg gibt, die ausschließlich für Holzbau gelten. Darüber hinaus werden zur Mitte des Jahres die Förderkredite der KFW angepasst und auch das erste Mal deutschlandweit die positive Auswirkung bei der Auswahl Baustoffe in Form eines Nachhaltigkeitszertifikat berücksichtigt.